Bildungs- und Erziehungsplan
Seit 2003 streben das Hessische Kultus- und Sozialministerium danach, die Altersspanne von der Geburt bis zum Ende der Grundschulzeit und damit vorschulische und schulische Bildung besser miteinander zu verzahnen. Das Ziel, das mit diesen Anstrengungen verfolgt wird, ist die frühere, nachhaltigere, individuellere und intensivere Bildung der Kinder.
Im Schuljahr 2005 / 2006 begann an unserer Schule die wissenschaftlich begleitete Erprobungsphase dieses Planes – zunächst arbeiteten wir als Tandem ausschließlich mit dem Kindergarten Friedlos zusammen.
Insgesamt sollte die Kooperation zwischen Schule und Kindergarten intensiviert werden, um
- eine Konsistenz in den erzieherischen und bildenden Grundsätzen und Prinzipien zu erreichen (Toleranz gegenüber individuellen und soziokulturellen Unterschieden etc.)
- eine Konsistenz in den Bildungs- und Erziehungszielen zu erreichen (starke Kinder, Emotionalität, soziale Kompetenz, Konfliktfähigkeit)
- Konsistenz in der Bildungsorganisation herzustellen (Bewältigen von Übergängen, Beteiligung der Kinder, Beobachtung und Dokumentation von Lern- und Entwicklungsprozessen etc.)
Ein erster Schwerpunkt der Zusammenarbeit lag auf „Sprache und Literacy“: Die Entwicklung von Sprachkompetenz und frühkindliche Erfahrungen rund um Buch-, Erzähl-, Reim- und Schriftkultur sind grundlegende Voraussetzungen für die emotionale und kognitive Entwicklung sowie für schulischen und späteren beruflichen Erfolg. Um die Lesemotivation bei den Kindern zu erhöhen, wurde in diesem Sinne in beiden Einrichtungen eine gemeinsame zwanzigminütige Lesezeit eingerichtet. Während in der Schule die Kinder hauptsächlich selbst lesen, wird im Kindergarten entweder von Schülern oder von den Erzieherinnen vorgelesen.
Nach dem Abschluss und der Auswertung der Erprobungsphase wurden auch die anderen Kindergärten des Einzugsgebietes (Mecklar und Gerterode) in die intensive Zusammenarbeit im Rahmen des Bildungs- und Erziehungsplans miteinbezogen. In diesen beiden Kindergärten wird die Lesezeit, wenn möglich, von Schülern der dritten und vierten Klassen vor oder nach der Schulzeit oder durch die Erzieherinnen durchgeführt. Damit die Freude der Kinder am Lernen, Forschen und Entdecken gefördert wird, wurde ein zweiter Schwerpunkt auf gemeinsames Experimentieren gelegt. So waren zum Beispiel Kinder der ersten Klasse zum Thema „Schwimmen und Sinken“ im Kindergarten Friedlos; ebenso waren künftige Schulanfänger zum Experimentieren mit Strom und Erforschen der Sinne zu Besuch in der Schule.
Jede Klasse lädt in jedem Schuljahr einmal eine Kindergartengruppe zum Experimentieren ein und umgekehrt kommen Kinder der ersten Klassen je nach Vorhaben des Kindergartens dort zu Besuch.
Weitere Bausteine der engen Zusammenarbeit, die in regelmäßigen Treffen von Erzieherinnen und Lehrern koordiniert werden, sind:
- gemeinsame Sportstunden
- gemeinsame Nutzung der Schülerbücherei
- gegenseitige Einladungen zu besonderen Veranstaltungen (z. B. Waldtage im Kindergarten, Crosslauf an der Schule, Feste)
- diverse Schulbesuche der zukünftigen Schulanfänger im Rahmen der Einschulung
- Zusammenstellung einer Liedgut – und Sprachspielsammlung
Einschulung
Das Einschulungsverfahren dauert vom Frühling des Vorjahres bis zum Einschulungstag, um in erster Linie sprachliche Defizite festzustellen und die geeignete Förderung auch im emotionalen, kognitiven und motorischen Bereich anzuregen.
Wann? Was? Warum?
Elternabend in Kindergärten
- Umfassende Information der Eltern über Einschulungsverfahren, Schulanmeldung
- Erledigen der Formalitäten
- Erste Kontaktaufnahme
- Überprüfung des Entwicklungsstandes vor allem im Hinblick auf die sprachlichen Kompetenzen
- Beratung der Eltern
- Schulärztliche Untersuchung
- Überprüfung des körperlichen Entwicklungsstandes
- Hospitationen im Kindergarten durch Lehrer/Schulleitung und Beratungsgespräche mit Erzieherinnen
- Beobachten des zukünftigen Schulanfängers
- Austausch über Entwicklungsstand der Kinder
- Kontaktaufnahme der Kinder mit Lehrern der Schule
- Kennenlernen der Gebäude und Räumlichkeiten
- Kennenlernen von Unterricht, Kindern und Lehrern
- Eventuell Abbau von Ängsten gegenüber Schule
- Erhalten weiterer Informationen über Kinder, deren Einschulung fraglich ist
- Elternbenachrichtigung über Schulaufnahme
- Patenschaft durch Kinder der zweiten Klassen
- Zukünftige Erstklässler finden in den Schulkindern zusätzliche Bezugspersonen, die ihnen das Einleben in die Schule erleichtert (Briefkontakt, gegenseitige Besuche)
Elternabend in der Schule
- Informationen durch die Schulleiterin (mündlich und schriftlich)
- Erörterung der Fragen zum Schulanfang
- Ggf. Vorstellung der zukünftigen Klassenlehrer
- Informationen über Klasse 2000 durch Gesundheitsberaterin
- Einschulungsfeier
- Feierliche Aufnahme in die Schulgemeinde
Ziele für die Weiterentwicklung der Bildungs- und Erziehungsplanarbeit
Die folgenden Entwicklungsziele sind als erste Schritte in einem längerfristigen Prozess in der Arbeit mit dem Bildungs- und Erziehungsplanes zu sehen. Durch regelmäßige Evaluation und Fortschreibung ergeben sich neue Schwerpunkte in der Weiterarbeit.
1. „Gemeinsame Grundlagen für den Bildungs- und Erziehungsplan“
Um für die Kinder grundsätzliche Erziehungsprinzipien verbindlich und kontinuierlich zu gestalten, sollte bei den gemeinsamen regelmäßigen Treffen von Erzieherinnen und Lehrern Rituale und Erziehungsziele be- und abgesprochen werden.
2. Kontinuität in den Bildungs- und Erziehungsplan
2.1 „Starke Kinder“
Kinder sollen in die Lage versetzt werden, auf Veränderungen und Belastungen widerstandsfähig und kompetent zu reagieren und kultureller und sozioökonomischer Vielfalt Toleranz und Respekt entgegenzubringen. Daher wollen wir unter Einbeziehung aller an der Erziehung unserer Kinder beteiligten Personen den Kindern Strategien zur Bewältigung von Belastungen (Trennung, Abschied, Tod, kulturelle und religiöse Verschiedenheit, unterschiedliche Begabungen, Behinderungen) entwickeln. Bei der Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsplanes werden wir den Bereich „Starke Kinder“ über externe und interne Fortbildungen besonders intensiv behandeln.
2.2 „Kommunikationsfreudige Kinder“
Zum Aufbau von sprachlicher Kompetenz wollen wir die Kinder durch vielfältige Sprachanlässe zu aktiven, freudvollen Sprachhandlungen und -erfahrungen anregen (Erzählkreis, Reime, Buchvorstellungen, Dialoge Sprachspiele, Unterrichtsgespräche, Rollenspiele, Vorträge, Konfliktgespräche).
2.3 Medien
Wir wollen unsere Kinder zu einem kritischen und verantwortlichen Umgang mit Medien erziehen und sie außerdem befähigen, Medien zur gezielten Beschaffung von Informationen, als Lernwerkzeug und Kommunikationsmittel zu nutzen.